Tattoos als Therapie für Krebskranke
Einige Tätowierer haben sich auf eine Kunst spezialisiert, die krebskranken Frauen hilft, sich wieder als vollwertige Menschen zu fühlen. Nach krebsbedingten Brustamputationen werden vielen Frauen in der Klinik Brustwarzen auf die rekonstruierten Brüste tätowiert. Da die Ärzte das Metier des Tätowierens nicht ausreichend beherrschen, sind die Ergebnisse für die betroffenen Frauen meist wenig befriedigend.
Tätowierer wie Andy Engel aus Kitzingen oder David Allen aus Chicago haben sich neben den üblichen Tattoo-Aufträgen ein zweites Standbein aufgebaut – und damit erreicht, dass man Tattoo-Künstler auch als medizinisch-kosmetische Helfer ansehen kann. Die Alternative zu den klassischen Brustwarzen-Tattoos sind wunderschöne Tattoo-Motive, die die narbenbedeckten Brüste mit floralen oder ornamentalen Motiven verschönern. Hier ist das klärende Vorgespräch mit dem Kunden noch weit wichtiger als sonst schon. Denn es geht hier nicht nur darum, eine Brustwarze optisch ansprechend und mit stimmigen Pigmentfarben wieder herzustellen, sondern auch darum, zerstörtes Selbstwertgefühl wieder aufzurichten.
Bisherige Erfolge
Die Erfolge der wenigen bisher auf solche Tattoos spezialisierten Tätowierer lassen sich sehen. Tattoo-Künstler David Allen schafft es sogar, zwei unterschiedlich große Brüste durch ein geschickt gesetztes florales Motiv optisch anzugleichen. Seine Tattoos sind künstlerisch anspruchsvoll. Sie lehnen sich an Motive des Malers Pierre-Joseph Redouté an. Bei Andy Engel sind es eher Brustwarzen-Rekonstruktionen, die gefragt sind. Zuerst muss jedoch die Phase der Heilung abgeschlossen sein. Das ist meist sechs bis neun Monate nach der OP der Fall. Problematisch kann die Pigmentierung sein, denn vernarbte Haut nimmt die Tätowierfarben schlechter auf. Pro Seite benötigt der Kitzinger Tattoo-Künstler ein bis drei Stunden.
Der tätowierte Fotorealist ist auf drei Jahre im Voraus ausgebucht. Er macht bis heute nicht einmal Werbung für seine tätowierten Brustwarzen-Rekonstruktionen. Diese betrachtet er als Freizeit-Engagement. Angefangen hat alles mit einer Stammkundin. Andy Engel tätowiert seit 2008 jeden Monat durchschnittlich fünf Frauen. Die Kosten von insgesamt 1400 Euro für beide Seiten übernimmt weitgehend die Krankenkasse.